Nicht, um Euch neidisch zu machen, sondern Euch besser die gegenwärtige Situation vor Augen führen zu können, möchten wir Euch einmal vorweg zeigen, wo gerade dieser Beitrag für Euch entsteht:
So sitzend und auf den Sonnenuntergang wartend, verpacken wir die vergangene Woche in eine Aneinanderreihung hoffentlich Sinn ergebender Worte (na gut, und vielleicht wollen wir Euch doch ein wenig neidisch machen).
Staaten-Gehoppel
Nachdem wir vor einer Woche die heimelige Vertrautheit der (viel Raum für viele Personen bietenden) Jugendherberge verlassen haben (Achtung Ironie), sind wir erst einmal die Küste entlang in Richtung Süden aufgebrochen.
Unser nächstes Ziel für die kommenden vier Tage hieß Byron Bay. Diese Wegrichtung beinhaltet das waghalsige Verlassen unseres Ankunfts-Bundesstaates Queensland und das unglaublich fesselnde Betreten/Befahren unbekannten Terrains: New South Wales. Okay, Butter bei die Fische – In Wahrheit total unspektakulär, so als würde man von Schleswig-Holstein nach Meck-Pomm rüberfahren, aber es sollte nicht unerwähnt bleiben. Einzig die spätabendliche Ankunft auf unserem ersten Campingplatz und den daraus resultierenden abenteuerlichen Aufbau des Dachzeltes bei annähernd absoluter Dunkelheit, möchten wir hier als Meisterleistung hervorheben (hiermit klopfen wir uns stellvertretend für Euch selbst auf die Schulter). Wie Michi da mit der Taschenlampe im Mund um das Auto herumgeturnt ist, hat schon einen kleinen Tapferkeitsorden verdient.
Nur wenige Minuten später lagen wir, für die Nachtruhe zurechtgemacht, das erste Mal in unserem neuen Schlafzimmer, als es anfing wie aus Kübeln zu schütten. Und das ‚aus Kübeln’ ist in der Tat nicht übertrieben. Nach einer also etwas unruhigen Nacht, in der wir Angst hatten in einem zum Schwimmgefährt transformierten Fahrzeug aufzuwachen, wussten wir: Das Zelt hält dicht und so schnell fängt ein Auto nicht an davonzuschwimmen *wer hätt’s gedacht*.
Die folgenden Tage haben wir uns endlich final wohnlich in unserem Vierrad-Domizil eingerichtet (ein gewisses schwedisches Möbelhaus bildet auch hier die Grundlage für ein paar neue Habseligkeiten) und ausgiebig den Strand Tallow Beach beschlendert. Der gehört auch zur Bucht Byron Bay (eng. Bay = Bucht), ist aber im Gegensatz zum Hauptstrand nahezu menschenleer und hat einen etwas raueren Wellengang. Noch dazu lag er nur etwa 30 Meter Luftlinie von unserem Standplatz entfernt.
Im Hauptort von Byron Bay haben wir uns dann aber auch mal unter (ziemlich alternative und mitunter äußerst unangenehm duftende) Menschen begeben und bei Eis und Gesang (nicht wir, sondern jemand, der es kann) die ersten Stehversuche taufrischer Surf-Neulinge beguckt.
Mit der früh (und schlagartig) eintretenden Dunkelheit um etwa 18 Uhr begaben wir uns jedoch immer zurück zum Campingplatz und befüllten unsere Mägen mit Abendmahl in Form von Nudeln mit Tomatensauce (Klassiker) oder Barbecue (grillen). Letzteres schmeckt nicht nur besser, sondern ist ob der überall gegenwärtigen Grillplätze (wirklich überall) auch viel einfacher, schneller und mit weniger Aufwand und Abwasch zu bewerkstelligen (und schmeckt auch viel besser, hatten wir das schon erwähnt).
Nach drei Nächten Byron Bay haben wir uns auf gleichem Wege die Küste wieder retour begeben und abenteuerlich, wie bereits Tage zuvor, wieder queensländischen Boden unter die Räder bekommen.
Reif für die Insel
Nach einem (wirklich) kurzen Intermezzo an der Gold Coast (zu dt. Goldene Küste), trieb es uns zurück in die Peripherie von Brisbane. Dort mussten wir einen Werkraum für Automobile aufsuchen, um noch ein bisschen was am Gefährt basteln zu lassen ✂. Nach 20 Jahren und über 300.000 gefahrenen Kilometern auf dem Buckel (nicht erschrecken, ist hierzulande keine Seltenheit und sogar absolut normal) ist halt nicht mehr alles jungfräulich unverbraucht.
Im direkten Anschluss sind wir per Autofähre rüber auf die nahegelegene Insel North Stradbroke Island geschippert. Von den Bewohnern nur Straddie genannt, gehört die originale Namens-Variante zugegebenermaßen eher zur Kategorie Zungenbrecher.
Auch hier war es uns, auf dem Campingplatz vom Ort Amity Point angekommen, gerade noch möglich das Schlafzimmer/Dachzelt akkurat in Form zu schustern, bevor andauernde Regenfälle uns unter das schützende Wellblechdach des Grillplatzes verwiesen. Kein Problem, kniffeln (traditionelles Würfelspiel in der Familiendynastie) und den Campingkocher anwerfen geht hier auch.
Die zwischenzeitliche Inspektion der örtlichen Duschräume brachte erst einmal die ernüchternde Erkenntnis: Ellenlange Duscherlebnisse können wir uns hier abschminken – nach drei (!!!) Minuten ist nämlich finito mit Warmwasser. Doch das Glück ist mit den Mädchen (Achtung Geheimtipp): In den für die weiblichen Camperinnen angedachten Nasszellen ist die Zeitschaltuhr von Kabine 3 defekt. Bedeutete für die nächsten vier Tage: temporär unbeschränkte Ganzkörpersäuberung für Undine und gehetzte Schnellwaschgänge für Michael.
Wo sind wir denn hier?
Schon am Morgen nach der ersten Nacht kamen wir nicht umhin zu bemerken, dass wir uns weniger auf einem Campingplatz, als eher inmitten eines Wildtierparks befanden. Gegen sechs Uhr fingen gefühlte 1000 Vogelarten an eine morgendliche Konferenz abzuhalten. Sprich, es wurde gekreischt, gezwitschert, gekrächzt und umhergeflogen, als gäb´s kein Morgen mehr (gab´s zum Glück, das Spiel ging am nächsten Tag von Neuem los). Nun ja, wenigstens die Gefahr den Tag zu verschlafen, war damit nicht gegeben. Aber wer kann dem lauten Federvieh schon groß böse sein, wenn im Sichtfenster des Dachzeltes eine Gruppe rosa farbener Papageien unmittelbar neben dem Auto landet?
Als wir später loszogen den Campingplatz auszukundschaften, sahen wir, wie hoch oben in einem Eukalyptusbaum ein Koala-Pärchen gemütlich mampfend die Beine baumeln ließ. Kurz vorm abendlichen Sonnenuntergang (haha, wann denn sonst ^^), den wir uns vom Steg ansehen wollten, tummelten sich ein paar Delphine in direkter Nähe. (Wer sich jetzt fragt: Was für ein Steg? – Wir hatten bis dato versäumt zu erwähnen, dass sich der Campingplatz direkt am Meer befindet). Und zu guter Letzt grasten bei der folgenden Essenszubereitung zwei ziemlich respekteinflößend große Kängurus drei Meter von uns entfernt.
Entschuldigung, kann uns mal bitte jemand kneifen‼
Humid unterwegs
Natürlich wollten wir auch herausfinden, was Straddie außer dem bewildtierten Campingplatz noch so zu bieten hat (auch, wenn das für sich genommen schon ausgereicht hätte, um dem Aufenthalt fünf Sterne zu verleihen). Wir schmissen uns ins Auto bzw. die Flip Flops und fuhren bzw. flipflopten los.
So wanderten wir in Point Lookout (ja, so heißt der Ort, nicht irgendein Aussichtspunkt) einen beeindruckend in die Küste gezimmerten Holzweg entlang (immer in Angst vor dem nächsten Regenguss), schlenderten einen einsamen mit Totholz gepflasterten Strand hoch und runter und sonnten uns, immer fein mit Lichtschutzfaktor 50 einlotioniert, am etwas höher gelegenen Brown Lake (zu dt. brauner See, weil an seinem Ufer Teebäume wachsen, deren Absonderungen das Wasser entsprechend färben).
An einem Abend gönnten wir uns ein Essen in einer örtlichen Lokalität (es gab Schwein mit Schwein), an einem anderen machten wir in der „Kochecke“ die nette Bekanntschaft mit vier australischen Brüdern in den Endsechzigern, die mit ihren ebenfalls vier Enkelsöhnen hier ein paar „Männertage“ verbrachten. Anscheinend haben wir etwas zu auffällig neidvoll auf das wohlriechende Grillgut gestarrt, denn wir wurden kurzerhand mitversorgt.
Morgen verlassen wir schweren Herzens dieses wundertolle Eiland wieder und machen uns auf den Weg weiter die Ostküste hinauf.
So, jetzt müssen wir aber los, Sonnenuntergang und Delphine warten nicht auf uns.
Bis bald!
Undine & Michi
Kommentare (1)
Es ist soooo beeindruckend was ihr in kürzester Zeit schon erleben durftet. Traumhafte Bilder und mal wieder toll geschrieben 😍😘