Gerade hat uns hoch erhobenen Beines ein ziemlich großer Mischlingshund 🐶 an den linken Vorderreifen gepieselt. Gleichzeitig hat uns hoch erhobenen Schweifes ein Minipony 🐴 einen ansehnlichen Pferdehaufen direkt neben der hinteren Autotür hinterlassen. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist diese Farm im Outback der Ort, an dem wir bis jetzt in Australien am glücklichsten waren💚. Aber von Anfang an…
Füttern und gefüttert werden
Nach unserem Aufenthalt auf Fraser Island (größte Sandinsel, wo gibt) ging es nur eine halbe Stunde weiter in das kleine Küstenörtchen Tin Can Bay. Nach der dort ohne nennenswerte Vorkommnisse verbrachten Nacht, sind wir morgens recht früh aus dem Zelt gekrochen, haben uns mit zerknitterten Gesichtern angeplünnt und aufgemacht zum Grund unseres Zwischenstopps: Den wilden Delfinen🐬🐬🐬, die jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr in die hiesige Bucht geschwommen kommen, um sich ihre drei Kilo Fisch pro Kopf abzuholen. Nach erfolgreicher Sichtung von Mamadelfin, Babydelfin (sooo süß) und Rudelführerdelfin, ging es ab ins Wasser und uns wurde sanft der Fisch 🐟 aus den Flossen (unseren) entnommen.
Anschließend ging es wiederum lediglich eine halbe Stunde weiter 🚙 in die etwas größere Stadt Gympie. Hier waren wir eingeladen bei zwei unglaublich gastfreundlichen, uns bis dato völlig unbekannten, entspannten Australiern (Lee & Rolf 👫). Nein, nix Tinder oder ähnliche Apps, die Konstellation kam über den Aussie zustande, dem wir damals das Dachzelt für unser Auto abgekauft hatten. Er und seine Frau (Tony & Jen) waren ebenfalls zugegen und so verbrachten wir einen unglaublich unterhaltsamen Tag in einem originalen Old Queenslander Haus mit vier camping- und reiseerprobten Menschen, ein paar Gläsern Wein🍷, einigen Flaschen Bier 🍻 und einem sich mal eben selbst tätowierendem Sohn der Familie 🎨 (hat er wirklich gemacht, nachmittags auf der Veranda). Gutes Essen gab’s noch oben drauf.
Schrei mich nicht an!
Am nächsten Morgen (wir verbrachten die Nacht im Gästezimmer. Unglaublich gastfreundlich sagen wir ja) ging es zurück auf die Straße und gemeinsam mit Tony, Jen (die Dachzeltverkäufer) und ihrem schwarzen Schäferhund Raven (zu dt. Rabe) nach Burrum Heads, einem kleinen, von Backpackern verschonten, Ort an der Küste.
Besonders hervorzuheben ist hier, neben dem Strand mit den davonrennenden Scharen von Sandkrebsen 🦀🦀🦀, das wirklich unglaublich (!) geräuschintensive Kreischen von hunderten, ach was tausenden, ach was hunderttausenden von grünen Papageien (na gut, vielleicht waren es auch zwei/drei weniger). Eine Stunde vor Sonnenuntergang geht das Schauspiel Hörspiel 📻 jeden Tag los: Aus dem anfänglich bereits gewohnten Gezwitscher (nennen wir es mal so) wird innerhalb kurzer Zeit ein so ohrenbetäubendes, lärmintensives Gekreische (noch untertrieben), dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Unsere Konversation lief in etwa wie folgt ab:
Michi (auf seinem Campingstuhl sitzend, sagt sehr laut):🗣 „Ganz schön laut die Viecher wa?“
Undine (auch Campingstuhl, nur 1 1/2 Meter trennen uns):🗣 „Sorry, versteh Dich nicht, die Papageien sind so laut!!“
Michi (beugt sich vor und schreit): 📣 „DIE VÖGEL! LAUT!!“
Undine: 📣📣 „SCHREI MICH NICHT AN!“ …
Wir haben dann unsere Gespräche die folgende Stunde auf ein Minimum beschränkt und uns dann zum Pub aufgemacht, um uns eine andere Form der tonalen Unterhaltung zu Gemüte zu führen – Livemusik 🎤 (viel besser).
Zwei Tage mit Papageikreischkonzerten, endlosen Duschorgien 🚿 (nix bezahlen, warmes Wasser und ordentlich Druck in der Leitung) und Pelikanbesichtigung später, haben wir uns von Tony, Jen und Raven (Hund) 👫🐺 verabschiedet und sind allein nordwärts weitergetuckert 🚜.
(Übrigens erst, als wir Dachzelt und Markise notdürftig von der Schicht Papageienkacke 🐤💩 befreit hatten.)
Kängurucamp mit Ameisenplage
Der nächste Campingplatz sollte ein ganz besonderer werden. Wurde er auch, nur anders als gedacht 😅… Es handelt sich auch weniger um einen Campingplatz, als mehr um eine Auffangstation für kranke und verletzte Kängurus oder die armen Geschöpfe dieser Art, die früh ihre Eltern durch einen Verkehrsunfall 😕 verloren haben: Das Kangaroo Sanctuary in Agnes Water. Die Einnahmen der etwa zehn Zeltplätze dort dienen ausschließlich dem Unterhalt der Tiere. Um das Ganze kümmert sich lobenswert und aufopfernd Menschen- und Kuhhasser Gary 🙎🏽♂️ (man muss ja nicht jedes Lebewesen mögen und er geht da sehr offen mit um). Die Kängurus hüpfen tatsächlich frei überall herum und stören sich an nichts und niemandem. Schon schön.
Am Nachmittag unserer Ankunft war das Wetter nicht gerade allererste Sahne. Wir konnten noch eben unser Lager aufschlagen, bevor es zu regnen begann 🌧. Das sollte der erste Abend werden, an dem wir nach langer Zeit mal wieder in Socken und festes Schuhwerk stiegen 👟.
Man fand sich in der offenen Küche zusammen, erzählte sich gegenseitig von Erlebtem und begab sich zeitig in die Federn. Einen Sonnenaufgang 🌅 später machten wir uns mit den neugewonnen Bekanntschaften (zwei deutschen liebenswerten Chaos-Mädels 👭 und einem holländischen Papa mit 2jährigem Blondschopf von Sohn 👨👦) auf an den Strand von Agnes Water. Wir hatten gemeinsam einen entspannten Tag und haben büschen den Sohnemann bespaßt (endlich ein Alibi-Kind zum Sandburg Bauen), damit der Papa sich auch mal wieder in Ruhe mit Erwachsenen (= nicht wir) unterhalten konnte.
Da die campingplatzeigenen Duschen außer drei Tropfen pro Minute nicht viel hergaben 🙄, beschlossen wir die strandnahen öffentlichen Nasszellen zur Entsandung zu nutzen. Dazu musste Michi nur nochmal fix hoch zum Campingplatz fahren (befand sich zehn Autominuten entfernt auf einem Berg) und unsere Duschsachen holen (wir hatten unser Auto dort stehen lassen, weil wir zu faul zum Abbauen waren). Bei seiner Rückkehr bekam Undine ein langes Gesicht zu sehen 🙍🏻♂️. Seine Hiobsbotschaft: Unser Auto/mobiles Heim wurde von Ameisen geentert 🏴☠️🐜🐜🐜. Wir hatten die Dinger zwar noch am Rande bei unserer Abfahrt gen Strand wahrgenommen, aber ernstgenommen hatten wir sie nicht 🤦🏼♀️. Fatalerweise. Uns blieb nichts anderes übrig, als nach der Dusche (soviel Zeit muss sein) mit dem Wagen der deutschen Mädels zu unserem Auto zu rasen und bei einsetzender Dunkelheit das komplette Ding auszuräumen (und da ist ne Menge drin sagen wir Euch). Glücklicherweise hatten die beiden ihrerseits beim Autokauf Schaben in selbigem (klingt fies) und daher ein Insekteneliminierungsspray zur Hand. Noch nie waren wir so froh, dass jemand Ungeziefer im Auto beherbergte 😅 und wir somit eine Waffe gegen unsere ungebetenen Besucher parat hatten ⚔. Und während wir wie die Verrückten das Wageninnere nach Außen beförderten und tonnenweise Gas auf den Sitzen und im Kofferraum verteilten, graste direkt neben uns ein Känguru ganz teilnahmslos 😏.
Wäre schön, hätte diese Geschichte damit bereits ihr Ende erreicht, hat sie aber nicht: Am nächsten Morgen las Undine gerade neben dem noch schnarchenden schlafenden Michi 🤤 ein Buch, als über ihren Arm eine einzelne Ameise krabbelte… Ein leicht verstörter Seitenblick auf die Zeltwand offenbarte: Sie sind noch da, sie sind überall und sie sind viele 😒. Wir haben dann beschlossen den Campingplatz und die Kängurus (leider leider) fluchtartig vorzeitig zu verlassen 💨.
Schlafplatz gesucht, Herzensort gefunden
Wir bewegen uns in kleinen Abschnitten die Ostküste hinauf und versuchen dabei nicht mehr als drei Stunden am Tag dem Benzinverbrauch zu widmen. Über eine App (Wikicamps) suchen wir uns spontan gut bewertete Campingplätze ⛺⭐⭐⭐ raus (vorzugsweise mit Dusche) und fahren meist ebenso spontan hin 👋🏼. So kamen wir auch zu unserem Herzensort 💚.
Nicht weit vom Highway entfernt und doch mitten im Outback befindet sich die Alkoomi Adventure Farm (Adventure zu dt. Abenteuer) von David und Bec. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern 👨👩👧👦, zwei Pferden in Pension 🐎🐎, zwei bezaubernden Zwergponys 🐴🐴, zwei frechen Hunden 🐶🐶, vierzig starrenden Rindern 🐮 und ein paar verfressenen Hühnern 🐓 leben sie hier (unserer Meinung nach) den australischen Traum.
Kaum hatte man uns alles gezeigt, bekamen wir schon die Tüte mit dem Hühnerfutter in die eine und die Leine der Ponys in die andere Hand gedrückt. Danach ging’s ab auf den Hügel zum Sonnenuntergang gucken. Und später wurde dann über dem Lagerfeuer das farmeigene Rindfleisch gegrillt. Wow 🤩.
Und weil das alles so fix ging und so toll war, wurden aus der einen geplanten Nacht dort fünf 💁🏼🤷🏻♂️. Wir haben mit den Kindern gekniffelt 🎲, sind auf den Pferden geritten 🏇, Traktor gefahren 🚜, haben auf Dosen geschossen oder einfach gemeinsam mit den Ponys und den Hunden neben unser Auto gefläzt und gefaulenzt.
Das Highlight war die Rodeo-Veranstaltung 🤠, zu der wir gemeinsam mit der ganzen Familie und ein paar ihrer Freunde gefahren sind. Dank David, der selber in seinen „guten Jahren“ (seine Worte) Rodeoreiter war, durften wir sogar hinter die Kulissen und den Cowboys beim Beklettern der angesäuerten Ungetüme zuschauen. Während Michi ob der Tierhaare und des allesumgebenden Staubs von einem Niesanfall in den nächsten stiefelte 🤧, bekam Undine weder den Mund zu, noch die Augen kleiner 😮 und sagte etwa 30mal pro Minute „sooo cool“ (schon bissl peinlich so im Nachhinein😅).
Die herzensgute Bec hat uns sogar für die doch recht kalten Nächte (8°C, geht’s noch?!) ❄ ihre eigene Daunendecke hergegeben, um ihre Gäste morgens nicht als Eisklumpen aus dem Zelt kratzen zu müssen.
Bevor wir aber komplett hier kleben bleiben, in ein paar Wochen das Auto vor lauter Zwergponyköddel kaum noch zu sehen ist und die Pferde uns die Handtücher weggefressen haben, haben wir schweren Herzens beschlossen, uns wieder auf den Weg zu machen.
Aber wir kommen wieder! ✌
Undine & Michi
PS: Was ist süßer?
a) ein Zwergpony
b) Michi und ein Zwergpony
Kommentare (1)
Wow Undine I just found your blog…I love it!!! How do I follow this & your travels?